Vom „besten Flair aller Zeiten“ und von schwarzen Zahlen spricht Alexander Feiertag nach dem 20. Open Flair, das nun wieder zum ersten Mal seit 1992 im August stattfand. 7.500 Karten hätten verkauft werden müssen, damit die Rechnung ohne Verluste aufgeht. Diese Zahl konnte das Festival allein mit den Dauerkarten erreichen: 7.800 wurden davon abgesetzt, dazu kamen jeweils für Freitag und Samstag 1.000 Tagestickets und für Sonntag, dank der Söhne Mannheims, sogar 2.100. Aber nicht nur die Zahlen waren es, die Alexander Feiertag vom Festival schwärmen ließen. Die Begeisterung der Fans, das ausgewogene und musikbetonte Programm und letztendlich auch die neue Aufteilung des Festivalgeländes ließen ihn in Verzückung geraten. „Die beiden großen Bühnen haben mich begeistert, obwohl ich im Vorfeld ein Kritiker dieser Variante war.“ Die Zeltbühne wurde ausgemustert und gegen eine große Open-Air-Bühne ersetzt, die Bühne im Baumkreis erlebte dafür nach dem zweijährigen Wegfall aufgrund des Biergartens ihr Revival, was gerade von den langjährigen Festivalgängern begeistert aufgenommen wurde.
Das neue Konzept, mit dem neuem dauerhaften Termin, mehr Musik und dem Fokus auf die jüngeren Besucher, ging für das Flair in jedem Fall auf. „Mit der Verlegung des Festivals in den August haben wir vor allem auf besseres Wetter, mehr Zeit bei der Organisation und die Sommerferien gesetzt“, so Alexander Feiertag. Zum ersten Mal zelteten fast 5.000 Besucher. Das Einzugsgebiet erweiterte sich und reichte jetzt über den Werra-Meißner-Kreis hinaus. Dank der neuen Geländestrukturierung dauerte der Festivalaufbau jetzt eine gesamte Woche. Erst dann waren die Bühnen, die Zelte und die Technik an Ort und Stelle. Hierbei unterstützten 300 Ehrenamtliche in 14 Einsatzbereichen den Arbeitskreis Open Flair. Auch im Einlasssystem gab es in diesem Jahr eine Neuerung: Die beliebten bunten Festivalbändchen feierten ihre Premiere und auf die in die Jahre gekommenen Auslasskarten wurde verzichtet. Ebenfalls neu war eine Staffelung der Eintrittspreise: Wer seine Karte bis Anfang April gekauft hatte, zahlte nur 28 Euro, danach wurde es teurer.
Das Wetter hingegen war nicht auf der Seite der Festival-Macher und ließ es zu den Hauptauftritten der Sportfreunde Stiller und Wir sind Helden am Samstagabend aus vollen Kannen regnen, was der Stimmung bei den Zuschauern allerdings kaum Abbruch tat. Durch die vielseitige, aktuelle Musikauswahl kamen viel mehr jüngere Besucher nach Eschwege als noch in den Jahren zuvor, zudem blieben die Besucher länger und reisten nicht wie früher schon am Sonntag ab, sondern erst am Montag. Eine weitere Neuerung war die Zusammenarbeit zwischen dem Arbeitskreis Open Flair und der Konzertagentur K.O.K.S., sowie die Kooperation mit dem Taubertal-Festival und dem Rocco del Schlacko, um so als Trio auf dem Festivalmarkt zu agieren und die Chancen beim Buchen von Bands zu erhöhen. Bei der Verpflichtung der Künstler setzten die Macher im Vorfeld auf eine prozentuale Eintrittsbeteiligung. „Wir waren damals sehr froh, dass sich Bands wie Die Fantastischen Vier auf diesen Deal eingelassen haben, anders hätten wir es nicht machen können und so ist es für alle Beteiligten auch zu einem erfolgreichen Festival mit schwarzen Zahlen geworden“, erinnert sich Alexander Feiertag. Zum 350.000 Euro großen Etat des Festivals kam eine Förderung von 40.000 Euro von Stadt, Kreis und Land.
Wir sind Helden spielten ein Jahr zuvor noch als absolute Newcomer vor wenigen Besuchern zu einer frühen Stunde im Zelt. Dieses Jahr waren sie, nach ihren Echo-Auszeichnungen, der Headliner der Stunde und begeisterten Tausende am Samstagabend im strömenden Regen. Ihren ersten Auftritt hatten in diesem Jahr die Monsters of Liedermaching auf dem Open Flair. Die hieraus entstehende besondere Beziehung zwischen Band und Festival war damals noch nicht abzusehen: „Eigentlich hatten wir damit gerechnet vor 50 Leuten zu spielen, wir sind völlig überrascht“, sagte Fred Timm ganz erstaunt nach dem Konzert auf der Freibühne. Den Abschluss am Sonntag machte die Rock-Formation Fury in the Slaughterhouse, die schon bei Betreten der Bühne gebührend empfangen wurde. Als sie dann ihre großen Hits spielten, stand bei Jung und Alt keiner mehr still.
Von Sonja Berg